Schwäbisches Capriccio

  • Noch nicht erschienen. Erscheint laut Verlag am 23.08.2024.
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Anslavs Eglitis (1906-1993) nutzte die eigene Lebensgeschichte - seine Flucht 1944 vor der Roten Armee nach Deutschland - als Vorlage für einen bitterkomischen Episodenroman. Der ausgebombte lettische Flüchtling P teris Drusts strandet von Berlin aus in dem kleinen Städtchen Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb, einer vermeintlichen Durchgangsstation auf dem Weg in die Schweiz. Der Zweite Weltkrieg wütet noch, doch die Pfifferlinger gehen fernab von den Gefechten an der Front und den Bombardierungen der Metropolen ungerührt ihren Alltagsgeschäften nach. In dieser hinterwäldlerischen Provinz eckt der Rigaer P teris Drusts mit seinen großstädtischen Manieren an: Einerseits ist er auf die Güte der einheimischen Bevölkerung angewiesen, etwa für ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen - andererseits sind ihm die Pfifferlinger intellektuell und kulturell meilenweit unterlegen. Doch er darf ihre Bauernschläue nicht unterschätzen.Die Episoden sind wie an einer Perlenschnur aufgere
iht. Einige berichten von Drusts kuriosen Begegnungen und Verwicklungen mit den alt eingesessenen kauzigen Kleinstädtern, andere er zählen schildbürgerartige Begebenheiten der Stadtgeschichte. Berthold Forssman trifft in seiner scharf ausbalancierten Übersetzung genau die zugespitzte Komik von Anslavs Eglitis, die aus dem Aufeinandertreffen der existenziellen Lebenssituation eines Geflüchteten mit der Behäbigkeit und Begriffsstutzigkeit der Einheimischen entsteht. Der doppelbödige Humor ist von Schmerz gezeichnet - nur mit befreiendem Gelächter ist die grausame Absurdität des Lebens zu ertragen.

Anslavs Eglitis (1906-1993) wurde in ein künstlerisch-bürgerliches Umfeld in Riga hineingeboren. Sein Vater Viktors Eglitis war Schriftsteller, seine Mutter Marija Stalbova-Eglite arbeitete als Lehrerin und Übersetzerin. Im Ersten Weltkrieg evakuierten die russischen Behörden Teile der lettischen Bevölkerung vor den vorrückenden deutschen Truppen, 1915 kam die Familie Eglitis in ein Dorf in der Nähe von Moskau. 1918 wieder nach Riga zurückgekehrt, begann Anslavs Eglitis bald darauf ein Kunststudium. Ab Mitte der 1920er Jahre unternahm er erste Schreibversuche, Edvarts Virza unterstützte ihn dabei, Fuß in der Literaturszene zu fassen. Eglitis schrieb für Zeitungen, bereiste Europa, ab Mitte der 1930er Jahre begann er, Bücher zu publizieren, in denen die besondere Atmosphäre der Rigaer Zwischenkriegszeit festgehalten ist. 1944 floh er mit seiner Frau Veronika Janelsi a, einer Künstlerin, die zahlreiche seiner Bücher illustrierte, vor der Roten Armee nach Deutschland. 1952 emigrierte
n sie weiter in die Vereinigten Staaten. Etwa 50 Werke entstanden in den folgenden Jahrzehnten, zudem arbeitete Eglitis als Filmkritiker und Dramatiker, berüchtigt für seinen scharfen Humor. In seinen letzten Lebensjahren erlebte Eglitis mit Genugtuung die Unabhängigkeit Lettlands von der Sowjetunion, doch ein Besuch seiner Heimat war ihm nicht mehr vergönnt.
Berthold Forssman studierte Skandinavistik, Slawistik und Indogermanistik in Erlangen, Kiel, Reykjavík und Jena und arbeitet heute als freier Journalist, Übersetzer und Autor mit Schwerpunkt auf den nordischen Ländern sowie den baltischen Staaten. Er verfasste u. a. ein Lehrbuch des Lettischen, eine Lettische Grammatik und ein Wörterbuch Lettisch-Deutsch-Lettisch. Er übersetzte u. a. Laima Muktupavela, Edvarts Virza und Anslavs Eglitis.
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